Seit Donnerstagabend ist das Playoff-Viertelfinale in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) perfekt – und gleich vier bayerische Klubs sind noch im Rennen. Der ERC Ingolstadt, seines Zeichens Hauptrundensieger, startet mit einem Derby gegen die Nürnberg Ice Tigers, beim Duell zwischen den Straubing Tigers und dem Meister Eisbären Berlin kommt es zur Neuauflage des letztjährigen Halbfinals. Und dann heißt es noch EHC Red Bull München gegen Adler Mannheim: das Aufeinandertreffen zweier DEL-Schwergewichte. Am Sonntag geht es los, alle Serien werden im Best-of-seven-Modus ausgetragen.
ERC Ingolstadt, Hauptrunden-1. (113 Punkte)
Zwischen Hauptrundenende und Playoffstart hieß es für Ingolstadt erst einmal: Preise einsammeln. Bei der DEL-Gala am Montag wurden Trainer Mark French und Verteidiger Alex Breton zu den Besten ihres Fachs gekürt. Es war die logische Konsequenz einer beeindruckenden Hauptrunde: Erstmals in ihrer 23-jährigen DEL-Geschichte sicherten sich die Oberbayern den Hauptrundensieg und stellten dabei klubinterne Bestmarken in Sachen Punkte (113), Siege (38) und durchschnittlich erzielte Tore pro Spiel (3,73) auf. Seit Einführung der Dreipunkteregel im Jahr 1998 wurde nur in drei regulären DEL-Hauptrunden ein noch höherer Punkteschnitt erreicht. ERC-Sportdirektor Tim Regan machte „Konstanz und Zusammenhalt“ als die entscheidenden Faktoren für all diese beeindruckenden Zahlen aus.
Doch auch für einen Hauptrundensieger gilt: Die Uhr wird jetzt wieder auf Null gestellt. Constantin Braun, mit mehr als 100 DEL-Playoffspielen gestählter Verteidiger, der nun im Ice-Tigers-Trikot dem ERC gegenübersteht, erinnerte alle daran, dass mit dem Start der Playoffs eine neue Zeitrechnung anbricht: „Alles, was davor war, zählt nicht mehr.“ Was die Ingolstädter mitnehmen: Das in den vergangenen Monaten erarbeitete spielerische Selbstverständnis ist sehr groß. Und tief verankert. Jetzt, so sagte es French, „fokussieren wir uns darauf, die beste Version von uns selbst zu sein“.

EHC Red Bull München, Hauptrunden-5. (88 Punkte)
Der Mann, auf dem die größten Hoffnungen des EHC München liegen, war erst einmal ein paar Tage weg. Don Jackson, DEL-Rekordtrainer und seit Ende Januar aus dem Ruhestand reaktivierter Chefcoach, war in Nordamerika bei der Hochzeit seiner Tochter. Am Donnerstag kehrte er nach München zurück – pünktlich, um seiner Mannschaft den „Feinschliff“ vor der Mannheim-Serie zu geben, wie EHC-Manager Christian Winkler es ausdrückte.
Und um dann zum womöglich entscheidenden Faktor zu werden. Winkler erzählte, wie er auf der DEL-Gala gespürt habe, „welche Ehrfurcht und Respekt dem Don“ entgegengebracht werde. Er glaubt, „dass das schon was mit dem Gegner macht, wenn der weiß, da ist jetzt einer, der wie kein anderer weiß, wie man spielt und Meisterschaften gewinnt“. Die eigene Kabine wisse das natürlich auch.
München gegen Mannheim, das ist das Duell der beiden Klubs, die zusammen mit Berlin die vergangenen neun DEL-Titel unter sich ausgemacht haben. „Ich glaube, jeder schaut auf unsere Serie“, sagt Münchens Nationalspieler Yasin Ehliz. Der Angreifer hat seine Offensivproduktion seit Don Jacksons Rückkehr ordentlich angekurbelt. Zusammen mit Chris DeSousa und Taro Hirose bildete er die gefährlichste EHC-Angriffsformation, die gegen Mannheim aber zunächst so nicht auflaufen wird, da DeSousa noch zwei Spiele gesperrt ist. Der zuletzt geschonte Hirose ist dagegen am Sonntag wieder mit dabei. Winklers Prognose: „Es wird knallen.“

Straubing Tigers, Hauptrunden-7. (76 Punkte)
Die Straubing Tigers sind minimalistisch, aber deshalb nicht minder beeindruckend durch die Pre-Playoffs navigiert. Gegen die Löwen Frankfurt reichten ihnen zwei Spiele und drei Tore, um sich das Viertelfinale zu sichern. Der Schlüssel dabei war – wie bereits häufig unter dem neuen Trainer Craig Woodcroft – eine äußerst stabile Defensive. „Die standen einfach so gut“, musste Frankfurts Angreifer Julian Napravnik eingestehen, „wir hatten keine Idee mehr zum Schluss.“ Woodcroft sprach von „totaler Hingabe“, die seine Spieler auf Eis gebracht hätten.
Im Mittelpunkt steht in solchen Fällen gerne der Torhüter. Zane McIntyre ließ in den zwei Partien nur ein Gegentor zu und wurde zum Gesicht der stark verteidigenden Tigers. „Er hat uns Stabilität verliehen, als wir das benötigt haben. Mehr kann ich mir nicht wünschen“, lobte ihn Woodcroft.
Mit den Eisbären kommt jetzt die ultimative Bewährungsprobe auf die Tigers-Defensive zu. Aus dem tief besetzten Berliner Kader ragen in Ty Ronning (bester Torschütze und Scorer der Hauptrunde) und Leo Pföderl (zweitbester Hauptrunden-Scorer und seit Montag DEL-Spieler des Jahres) die zwei gefährlichsten Stürmer der Liga heraus. Zusammen hat das Duo 144 Scorerpunkte gesammelt. In den vergangenen Playoffs standen Ronning, Pföderl und die Eisbären ebenfalls den Tigers entgegen – und setzten sich im Halbfinale mit 4:1 durch.

Nürnberg Ice Tigers, Hauptrunden-8. (73 Punkte)
Die Wahrscheinlichkeit, dass Jeremy McKenna diesen einen entscheidenden Schuss abgeben würde, war höher als bei manch anderem Nürnberger. Es dann aber 116 Sekunden vor Spielschluss exakt so umzusetzen, zeichnet spezielle Spieler eben aus. McKennas 25. Saisontreffer bescherte den Franken am Donnerstag im entscheidenden Pre-Playoff-Spiel drei gegen die Schwenninger Wild Wings den Einzug ins Viertelfinale, das sie seit 2019 nicht mehr erreicht hatten.
Für die Ice Tigers war das ein weiterer Höhepunkt in dieser Spielzeit. Zu Beginn der Saison wurden sie von vielen Experten zum kleinen Kreis derer gezählt, die gegen den Abstieg spielen würden. Doch damit hatten die Nürnberger nichts zu tun, sie platzierten sich früh im Mittelfeld und schlossen die Hauptrunde auf Rang acht ab, was mehr als nur respektabel war.
Gegen die favorisierten Ingolstädter brauchen die Franken ihre läuferischen Qualitäten, einen weiterhin dominanten Owen Headrick an der Blauen Linie, den Spielwitz des Hauptrunden-62-Punkte-Mannes Evan Barrat, das hohe Niveau von Torhüter Leon Hungerecker, das er seit Wochen zeigt – und weitere Tore von McKenna. Im Idealfall wieder entscheidende.