Marten Winkler ist am Samstag im Topspiel der Zweiten Liga erstmals auf einer neuen Position zum Einsatz gekommen. Und er lieferte dabei durchaus einige Argumente, warum er dort künftig häufiger spielen sollte.
Winkler ist gelernter Stürmer. Am Samstag aber gegen den 1. FC Köln hat er für Hertha BSC als linker Schienenspieler ausgeholfen, weil Deyoavaisio Zeefuik, die eigentliche Stammbesetzung, in der Innenverteidigung benötigt wurde. Nach einer guten Viertelstunde bewies Winkler – ein bisschen ungewollt natürlich –, warum seine Rückkehr in den Sturm vielleicht nicht die beste Idee wäre.
Fabian Reese flankte den Ball an den zweiten Pfosten des Kölner Tores, Winkler rauschte aus dem Rückraum heran. Er war ungedeckt, das Tor war leer, und die Flanke kam perfekt. Aber er trat am Ball vorbei. Vor ein paar Wochen, im Heimspiel gegen den FC Schalke 04, hatte er kurz vor Schluss eine ähnlich gute Chance und damit den möglichen Ausgleich vergeben.
Am Ende blieb der Fehltritt für den Berliner Fußball-Zweitligisten ohne Folgen. Hertha gewann 1:0 beim bisherigen Tabellenführer – durch ein Tor von Fabian Reese und dank einer überzeugenden Defensivleistung der gesamten Mannschaft, zu der auch der neue linke Schienenspieler Marten Winkler seinen Teil beigetragen hatte.
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„Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht“, sagte Herthas Trainer Stefan Leitl. Winkler gewann 80 Prozent seiner Zweikämpfe am Boden und in der Luft und zerstreute damit die Zweifel, ob er die nötige Defensivhärte für die neue Position mitbringen würde.
Dass er auf der Schiene mit seinem Tempo richtig was mitbringt, das wissen wir. Aber er hat es im Training auch defensiv gut gemacht.
Herthas Sportdirektor Benjamin Weber über Marten Winkler
„Was er offensiv kann und dass er auf der Schiene mit seinem Tempo richtig was mitbringt, das wissen wir“, sagte Herthas Sportdirektor Benjamin Weber. „Aber er hat es im Training auch defensiv gut gemacht. Es ist einfach schön, dass er diese neue Rolle angenommen hat.“
Leitl hatte Winkler im Testspiel gegen den Bundesligisten FC St. Pauli während der jüngsten Länderspielpause zum ersten Mal als Schienenspieler aufgeboten. „Man hat gesehen, dass er die Position spielen kann“, sagte er anschließend. „Er hat unheimlich viel Speed, hatte gute Offensivaktionen, viele sehr gute Tiefenläufe.“ Wenn Winkler mit Geschwindigkeit aus der Tiefe komme, „ist er schwer zu halten“.
Die Versetzung hat dem 22-Jährigen eine neue Perspektive eröffnet, die er zuletzt nicht mehr hatte. In der vergangenen Saison war Winkler eine der Entdeckungen in Herthas Kader gewesen. Als Rechtsaußen hatte er fünf Tore erzielt und fünf weitere vorbereitet. Doch nach der Umstellung auf ein 3-5-2-System existiert seine alte Position nicht mehr.
Winkler dürfte in der Startelf bleiben
In seiner neuen ist er noch nicht die erste Wahl, trotzdem ist die Aussicht nicht schlecht, dass Winkler am Samstag, wenn Hertha im heimischen Olympiastadion Darmstadt 98 empfängt, erneut auf der linken Außenbahn auflaufen wird. Marton Dardai kehrt nach seiner Gelbsperre zwar wieder zurück, weshalb Zeefuik wohl nicht mehr in der Innenverteidigung benötigt wird. Dafür ist nun Jonjoe Kenny, Winklers Pendant auf der rechten Seite gesperrt, weil er in Köln seine fünfte Gelbe Karte sah.
Die naheliegende Lösung für Trainer Leitl dürfte sein, Zeefuik rechts aufzubieten und Winkler auf seiner Position zu belassen. Auch im Mittelfeld besteht Änderungsbedarf. Michael Cuisance sah gegen den FC ebenfalls zum fünften Mal Gelb. Für ihn könnte Kevin Sessa in die Startelf rücken und erstmals seit zwei Monaten wieder von Anfang an spielen.
„Es ist hart, dass die beiden ausfallen werden. Aber es war klar, dass es irgendwann so kommt“, sagte Sportdirektor Weber über die beiden Gelbsperren. Kenny war seit dem 14. Spieltag vorbelastet; insgesamt waren bei Hertha vor dem Spiel in Köln sieben Spieler von einer Gelbsperre bedroht. Heißt: Es sind immer noch fünf, die bei der nächsten Verwarnung gesperrt sind.
Weber hält die Gefahr trotzdem für kalkulierbar. Das Spiel in Köln – ohne die Innenverteidiger Marton Dardai und Pascal Klemens – hat gezeigt, dass Hertha Ausfälle kompensieren kann. Man habe immer gesagt, dass man alle Spieler im Kader brauchen werde, erklärte Weber.
Seitdem Leitl Trainer ist, versammeln sich alle Spieler nach der Seitenwahl noch einmal auf dem Platz zu einem Mannschaftskreis, und zwar nicht nur die Startelfspieler, sondern auch die von der Bank. Dass dies nicht nur eine hohle Geste ist, zeigt sich jetzt.
Spieler, die unter Leitls Vorgänger Fiél eigentlich nur noch Karteileichen waren, fühlen sich plötzlich wieder wichtig. Andreas Bouchalakis zum Beispiel, dessen Zeit bei Hertha bisher alles andere als eine Erfolgsgeschichte war. Unter Fiél kam er ein einziges Mal zum Einsatz, für sieben Minuten; unter Leitl sind es bereits drei Einsätze.
Bisher ist Bouchalakis nur eingewechselt worden. Aber wer weiß, was für den Sechser aus Griechenland noch kommt? Unter den fünf gelbbelasteten Spielern befinden sich auch die beiden Sechser Diego Demme und Pascal Klemens.