Der Franzose Alassane Pléa hat mit Borussia Mönchengladbach binnen knapp sieben Jahren schon so ziemlich alles erlebt: fünf Trainer, Europa League, Champions League, Bundesliga-Abstiegskampf. Beim Aufschwung bis ins Champions-League-Achtelfinale unter dem Trainer Marco Rose vor vier Jahren war er genauso dabei wie beim Absturz in den Tabellenkeller unter Gerardo Seoane vor einem Jahr.
Pléa, 32, ist hinter Nico Elvedi und Florian Neuhaus der dienstälteste Feldspieler der Borussia. Als solcher weiß er zu würdigen, dass Gladbach momentan wieder um die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb mitspielt. Mit drei Treffern binnen 40 Minuten und einer ansehnlichen Torvorlage für Tim Kleindienst als Schlusspointe hatte Pléa am Wochenende gravierenden Anteil daran, dass sein Team 4:2 bei Werder Bremen gewann und mit diesem vierten Auswärtssieg in Serie auf Schlagdistanz zu den lukrativen Tabellenplätzen bleibt. Als Trophäe hat der offensive Mittelfeldspieler den Spielball behalten dürfen – schon zum zweiten Mal in Bremen. Hier war ihm nämlich im November 2018 beim 3:1-Sieg auch schon sein erster Bundesliga-Dreierpack gelungen. „Zwei Triplettes hier“, sagte er hinterher bei Sky auf Französisch, „irgendwie mag ich dieses Stadion!“.
Kleindienst mit 20 Scorerpunkten (15 Tore, fünf Vorlagen) und Pléa mit 13 Scorerpunkten (neun Tore, vier Vorlagen) sind nach etwa einem Dreiviertel der Saison die effektivsten Angreifer bei der Borussia. Pléa hat seine 13 Punkte aus der kompletten letzten Saison bereits jetzt erreicht, nach 26 Spieltagen. Dass er in seinem siebten Jahr bei der Borussia noch einmal so aufblüht, hat viel mit dem zu Saisonbeginn aus Heidenheim gekommenen Kleindienst zu tun. Neulich hat Pléa auf der Borussia-Homepage erklärt: „Tim ist ein Stürmertyp, wie wir ihn letztes Jahr nicht hatten. Er hat sich sehr schnell integriert und ist sehr wichtig in der Kabine, davon profitieren wir alle.“
Der in Lille geborene Pléa war im Sommer 2018 aus Nizza zur Borussia gewechselt. Er kostete damals 23 Millionen Euro und ist bis heute der teuerste Spieler, den sich Gladbach je geleistet hat. Der damalige Trainer Dieter Hecking und der damalige Sportdirektor Max Eberl hatten die Gremien von dieser enormen Investition überzeugen können; Pléa sollte die Tormaschinerie anwerfen und Gladbach in eine bessere Zukunft führen.
Pléa braucht jetzt nur noch drei Tore, um seinen Saisonrekord zu übertreffen
Tatsächlich legte Pléa damals einen furiosen Start hin. Er erzielte in den ersten sieben Bundesliga-Spielen fünf Treffer und setzte am elften Spieltag mit besagtem Dreierpack in Bremen ein Ausrufezeichen. Mit acht Toren in seinen ersten elf Bundesliga-Spielen schien er ein riesengroßes Versprechen auf die Zukunft zu sein – allerdings gelangen ihm in den restlichen 23 Saisonspielen nur noch vier weitere Treffer. Immerhin: Mit zwölf Toren in seiner ersten Saison half er entscheidend mit, dass Gladbach Fünfter wurde und sich für die Europa League qualifizierte.
Mehr Tore als in seiner ersten Bundesliga-Saison hat Pléa für Gladbach seitdem nicht mehr geschossen. Zweimal kam er noch auf zehn Saisontreffer, viermal auf teils deutlich weniger. Zurzeit aber blüht er wieder auf und benötigt jetzt nur noch drei Tore, um seinen Saisonrekord zu übertreffen.
Im Heimspiel gegen RB Leipzig am übernächsten Samstag (nach der Länderspielpause) erhalten die Gladbacher die Gelegenheit, in der Bundesliga-Tabelle vorläufig einen Europapokalplatz zu erobern. Allerdings haben sie ihre vergangenen beiden Heimpartien gegen Augsburg (0:3) und Mainz (1:3) verloren, und gegen Leipzig wird Kleindienst fehlen, weil er sich in Bremen wegen eines (harmlosen) Schubsers gegen Senne Lynen (6.) und eines (nicht harmlosen) Stempels auf den Fuß von Amos Pieper (90+1.) mit Gelb-Rot einen Platzverweis einfing.
Pléa muss gegen Leipzig folglich auf seinen wichtigsten Sturmpartner verzichten, mag sich davon aber nicht entmutigen lassen. „Wir müssen da jetzt weitermachen“, sagte er über die Gladbacher Leistungen in den jüngsten vier Auswärtsspielen. Pléas Vertrag bei der Borussia gilt noch bis 2026. Er hätte nichts dagegen, bis dahin mit Gladbach noch mal international zu spielen.