Bevor es losging, gab es noch eine ordentliche Portion warme Worte. „Donnie Jackson“, sagte Dallas Eakins, sei ein „Mann, den ich wirklich liebe“, ein „unglaubliches menschliches Wesen“. Das Besondere an diesen Aussagen: Eakins ist Trainer der Adler Mannheim, die es im Playoff-Viertelfinale der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mit Don Jacksons EHC Red Bull München zu tun bekommen. Die Liebe beschränkte sich am Sonntagnachmittag dann aber eher auf den verbalen Part. Auf dem Eis war es im ersten Spiel der Best-of-seven-Serie dann so, wie es erwartet worden war: intensiv, eng und immer wieder mal auch ruppig. So nahmen alleine im Mitteldrittel insgesamt sieben Spieler auf der Strafbank Platz.
Eakins meinte direkt vor Beginn der Viertelfinalserie auch: „Wenn du in dieser Liga zwei Mannschaften suchst, die sich so ähnlich sind, dass sie fast gleich sind, sind das wir und München.“ Deshalb rechnete er mit einer langen Serie – und mit Verlängerungen. Die erste gab es gleich in Spiel eins. Mannheims Tom Kühnhackl beendete sie nach etwas mehr als 67 Spielminuten mit dem 2:1 und sorgte dafür, dass die Münchner ihr elftes Spiel hintereinander in Mannheim verloren. Spiel zwei der Serie findet am Mittwoch in München statt.
Vor dem Duell zweier „Schwergewichte“, wie EHC-Manager Christian Winkler es nannte, hatten Spieler und Trainer auf beiden Seiten darauf verwiesen, dass es wohl eine ziemlich physische Serie werden würde. Maximilian Kastner drückte das so aus: Die Serie werde „über physische Aktivität“ gehen. Das sah man bereits an der Münchner Aufstellung, die mit dem erst kürzlich verpflichteten, 90 Kilogramm schweren Will Riedell in der Verteidigung daher kam und nicht mit Les Lancaster, der eher für spielerische Momente steht.
Das Münchner Auftreten im Mitteldrittel ist nicht das eines Außenseiters
Nach einem ausgeglichenen Beginn erhöhten die Mannheimer in der sechsten Minute erstmals die spielerische Intensität und belohnten sich nur eine Minute später mit dem 1:0, als Verteidiger Nick Cicek einen Adler-Umschaltmoment abgezockt vollendete. Die Münchner Antwort war ein gefährlicher Unterzahlkonter von Tobias Rieder (12.) und ein ansehnliches erstes Überzahlspiel. „Wir schalten schnell mit der Scheibe um“, sagte Cicek nach dem Startdrittel bei Magentasport und gab damit zu verstehen, dass ein Teil der taktischen Herangehensweise war, den Münchnern über Konter weh zu tun.
Die Münchner hatten auch vor dem Playoff-Start mantraartig wiederholt, dass das Ziel – trotz einer turbulenten Hauptrunde mit einigen Tiefs und drei verschiedenen Trainern – der Gewinn der Meisterschaft sei. Jackson Aussage am Sonntag, sein Team komme „ein bisschen als der Underdog hierher“, fiel demnach wohl in die Kategorie verbales taktisches Geplänkel. Das Münchner Auftreten im Mitteldrittel war nicht das eines Außenseiters. Das 1:1 von Markus Eisenschmid in Überzahl (25.) fiel folgerichtig und passte auch in Sachen Torschütze, denn der Angreifer, der vor seinem Wechsel nach München fünf Jahre lang das Adler-Trikot getragen hatte, war bereits zuvor auffällig gewesen. „Wir sind besser in unseren Forecheck gekommen und hinten deutlich sicherer gewesen“, sagte EHC-Stürmer Andreas Eder, der Eisenschmids Treffer vorbereitet hatte, nach dem zweiten Drittel.
Das Fehlen von Münchens Toptorschützen und Topscorer Chris DeSousa, der nach einem unerlaubten Check gegen Mannheims Luke Esposito am Ende der Hauptrunde noch gesperrt ist und erst in Spiel drei wieder eingesetzt werden kann, machte sich in dieser Phase nicht bemerkbar, das Jackson-Team war dominanter, zielstrebiger und gefährlicher. Die spielentscheidende Aktion gelang aber Mannheims Kühnhackl. Die zwei erfahrenen Trainer Jackson und Eakins wird das erste Ergebnis nicht schocken, sie wissen, dass es erst Teil eins von etwas potenziell Langem war. Eakins formulierte es am Sonntag, schon bevor die erste Scheibe fiel, so: „Wenn du Spiel eins gewinnst, musst du Spiel zwei gewinnen. Wenn du Spiel eins verlierst, musst du Spiel zwei gewinnen.“