Als „extrem wichtigen Sieg“ bezeichnete Eintracht Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche am Sonntagabend erleichtert den 3:1 (2:0)-Erfolg beim VfL Bochum. Froh waren die Frankfurter vielleicht auch darüber, dass das Spiel überhaupt hatte angepfiffen werden können. Ihre Ultras hatten im Ruhrstadion nämlich Banner dort an den Zaun vom Gästeblock gehängt, wo es nicht erlaubt ist. „Das war eine diffizile Debatte“, verriet hinterher Frankfurts Vorstandsmitglied Philipp Reschke, wollte aber keine Details darüber verraten, wie man die Fans noch rechtzeitig zur Einsicht gebracht hatte.
Das Spiel hatte mit 50 Minuten Verspätung begonnen, weil die Fans den Zaun zwischen Gästeblock und Spielfeld komplett mit Bannern zugehängt hatten. Das ist im Ruhrstadion aus Sicherheitsgründen nicht gestattet. Zweimal in den vergangenen eineinhalb Jahren hatte es aus diesem Grund hier schon erhebliche Spielverzögerungen gegeben.

VfL Bochum und Union
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Eine Tabelle unter Vorbehalt
Der Abstiegskampf verkompliziert sich: Weil Union erneut gegen die Wertung des Spiels gegen Bochum vorgeht, steht das endgültige Urteil wohl erst in den finalen Wochen der Saison fest – wenn überhaupt.
Das Spiel, das um 15.30 Uhr hätte beginnen sollen, wurde vom Schiedsrichter Felix Zwayer erst um 16.20 Uhr angepfiffen. Dann zeigten sich die Frankfurter Spieler aber unbeeindruckt und sorgten zeitnah für klare Verhältnisse.
Rasmus Kristensen (27.) und Jean-Mattéo Bahoya (32.) brachten die Eintracht bald 2:0 in Führung. Am Ende siegten die Gäste aber nur einigermaßen glücklich: weil Bochums Gerrit Holtmann in der 73. Minute noch den Anschlusstreffer erzielt hatte und weil dadurch weitere Bochumer Großchancen motiviert worden waren, für deren Vereitelung der Frankfurter Torwart Kaua Santos tief in die Trickkiste der Paraden greifen musste. Er bewahrte seine Mannschaft artistisch vor dem Ausgleich. In der sechsten Minute der Nachspielzeit traf der Frankfurter Michy Batshuayi dann zum 3:1-Endstand.
Eintracht Frankfurt gewinnt also wieder – und bleibt damit auf Champions-League-Kurs
Für die Hessen war es der erste Sieg nach zuvor drei Bundesliga-Niederlagen in Serie. Sie bleiben als Tabellenvierter auf Champions-League-Kurs, während es die Bochumer nach beeindruckenden Ergebnissen in den vergangenen Wochen gegen Topteams wie Leverkusen (1:1), Leipzig (3:3), Dortmund (2:0) und in München (3:2) diesmal verpassten, im Abstiegskampf weiter zu punkten.

Der Gästeblock-Zaun im Ruhrstadion hat nun also schon zum wiederholten Mal Ärger hervorgerufen. Er darf nämlich an jenen Stellen nicht zugehängt werden, an denen Tore im Zaun als Flucht- und Rettungsweg in den Innenraum fungieren. Dieser Umstand ist den mitreisenden Fans der Bundesligaklubs bestens bekannt, jeder Gastverein wird explizit und rechtzeitig darüber informiert. Ultras nutzen das Verbot trotzdem gelegentlich zur Provokation. Im September 2023 hatte Bochums Spiel gegen Mönchengladbach mit zehnminütiger Verspätung begonnen. Im Januar 2024 hatte beim Bochumer 1:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart aus demselben Grund die Pause 56 Minuten gedauert. Dieses Spiel hatte sogar vor dem Abbruch gestanden, wurde aber doch fortgesetzt. Auch am Sonntag war dem Vernehmen nach ein Abbruch nicht undenkbar erschienen.
Womöglich ein wenig spät, jedenfalls erst kurz bevor das Spiel regulär angepfiffen werden sollte, wurden am Sonntag die Frankfurter Fans per Stadiondurchsage aufgefordert, einige der Banner wieder abzuhängen. Darauf haben sie nicht reagiert. Nach fünf Minuten schickte Zwayer beide Mannschaften wieder in die Kabinen. Am Frankfurter Zaun wurde hitzig diskutiert. Sicherheitsleute, Fanbetreuer und Feuerwehr waren involviert. Nach 30 Minuten ist auch Eintracht-Sportchef Krösche zum Fanblock hinüber gegangen. Nach 35 Minuten begannen die Ultras, sämtliche Banner abzunehmen. Nach 40 Minuten kamen die Mannschaften zurück aufs Feld, um sich erneut aufzuwärmen. Geschätzt 500 Frankfurter Ultras verließen derweil den Gästeblock.
Bochums Trainer Dieter Hecking sagte später, er habe sogar ein bisschen Verständnis für die Frankfurter Fans. „Klar wollen sie ihre Banner aufhängen – aber es geht hier eben um die Sicherheit.“