Skispringen kann an manchen Tagen höhere Mathematik sein mit analytischer Geometrie, Ebenen und räumlichen Kurven. An anderen ist die Sache verblüffend simpel. Es gewinnt das Team, das die wenigsten Fehler macht, hatte Andreas Wellinger vorausgesagt. Und das deutsche Quartett, Selina Freitag, Philipp Raimund, Katharina Schmid und Wellinger, leistete sich am Mittwoch eindeutig zu viele auf dem Luftweg vom Bakken zum Boden. Wellingers Fazit, an dem es ebenfalls nichts zu rütteln gab: „Es ist immer blöd, neben dem Podest zu stehen.“
Das gilt grundsätzlich. Im speziellen Fall jedoch, im WM-Wettbewerb Teamspringen, hatte es das in dieser Form noch nie gegeben. Bis zum verregneten Abend im Granasen Skisenter unter dem schiefergrauen Himmel Norwegens pflegte die Mixed-Mannschaft des DSV verlässlich nach der Landung ein Medaillensortiment einzukassieren, fünfmal nacheinander sogar Gold, 2015, 2017, 2019, 2021 und 2023. Nur bei der Premiere dieses Männer-und-Frauen-Formats 2013 gab es Bronze, immerhin. Diesmal ist außer Regen nichts gewesen. Obwohl schon zwei Weltcup-Saisonsiege zu Buche standen.

Para-Sport bei der Nordischen Ski-WM
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Eine Loipe für alle
Andere Sportarten haben es vorgemacht. Nun gehen bei der Nordischen Ski-WM auch Para-Langläufer mit den olympischen Läufern in die Spur. Bis zur vollständigen Inklusion ist es aber noch ein weiter Weg.
Die Norweger um Johann Andre Forfang, Schneekünstler in jedem Wetter, sprangen am weitesten und sicherten sich nach dem Einzelsieg von Marius Lindvik und dem Teamerfolg der Skispringerinnen auf der Normalschanze den dritten Sprungtitel in Trondheim. Silber ging an Slowenien um Einzelweltmeisterin Nika Prevc, und auf die Dritten, die Österreicher, fehlten dem DSV-Quartett ungerechnet vier Weitenmeter. „Die anderen drei Nationen waren einfach besser, wir haben alle etwas liegengelassen“, befand Selina Freitag, WM-Zweite auf der Normalschanze, die vom großen Bakken auf 123 und 120,5 Meter kam. Raimund und Wellinger sprangen im ersten Durchgang auch kaum weiter, dafür legten sie in der zweiten Runde auf 138 respektive 139 Meter zu. Katharina Schmid, geborene Althaus, blieb etwas unter den Erwartungen (111,5 und 109 Meter), vier der fünf Mixed-Goldmedaillen hatte sie mitgewonnen, diesmal fühlte sie sich beeinträchtigt durch den Dauerregen. Die Anfahrt zum zweiten Sprung empfand sie als ruppig, „ich wurde richtig durchgewürfelt“.
Ihrem Kollegen Wellinger, der vorige Woche bereits WM-Silber gewann, machte der Regen wenig aus, er schöpfte vielmehr Hoffnung aus dem Umstand, dass ihm gemeinsam mit dem Österreicher Jan Hörl der zweitbeste Sprung des Tages gelang. Nur Anze Lanisek aus Slowenien segelte bei der Landung noch zwei Meter näher Richtung Haupttribüne. „Ein gutes Gefühl“, sagte Wellinger, halb verschmitzt, denn bei aller Enttäuschung geht es Schlag auf Schlag, Tropfen für Tropfen, weiter. An diesem Donnerstag steht bereits das Teamspringen der Männer auf der Großschanze auf dem Programm. „Nächster Regentag, wieder Attacke“, sagte er, es sei wie immer alles möglich, „Platz eins oder neben dem Podest“. Allerdings ist neben Wasser von oben jetzt auch stürmischer Wind angesagt. Der Beginn des Springens wurde deshalb vorsorglich auf 17.05 Uhr verschoben.