(SZ) Anders als der 1. Mai, der als Kampftag der Arbeiterklasse und Aktionstag der Maibaumaufsteller weltweiten Ruhm genießt, gilt der 1. April als eher zweifelhafter, ja unseriöser Zeitgenosse. Noch vor einigen Jahrzehnten hatte ihm das nicht geschadet, im Gegenteil, gerade sein zum heiteren Unernst neigendes Wesen bewog viele Menschen, bereits Anfang März die Ankunft des 1. April herbeizusehnen. Bis dahin zerbrachen sie sich den Kopf, mit welchem Aprilscherz sie ihren Ruf als begnadeter Scherzkeks festigen könnten. Genügt es, das Frühstückscroissant der Gattin oder des Gatten mit schwarzer Schuhcreme zu füllen und beim ersten Bissen „April, April!“ zu rufen? Oder muss man größer denken und alle Omas der Stadt zur Gesinnungsprüfung ins örtliche CDU-Büro beordern? Egal, wie man es macht: Heutzutage, da noch die dreisteste Lüge von interessierter Seite zur Wahrheit erhoben wird, kräht kein Hund mehr nach dem biederen, letztlich aber menschenfreundlichen Humor, mit dem man seine mehr oder weniger Lieben in den April schickt. Die Luft ist dünn geworden für den Aprilscherz, die meisten Menschen haben ihn abgeschrieben, genauso wie die FDP. Nur hat es der Aprilscherz nicht verdient.
Jetzt aber könnte er zurückkehren auf die Erfolgsspur, angestoßen, man glaubt es kaum, von der orangefarbenen Abrissbirne im Weißen Haus. Diese will die Schurkenstaaten Kanada und Mexiko mit Einfuhrzöllen strafen, und soeben hat Trump den Termin verkündet: „Ich wollte es am 1. April machen. Aber ich bin ein wenig abergläubisch, ich habe daraus den 2. April gemacht.“ Es versteht sich von selbst, dass bei diesen Worten die gesamte Menschheit erschauerte. Da schau her: Trump glaubt an die Magie des 1. April. Wenn sogar der US-Präsident, der ja auch herausgefunden hat, dass die Ukraine selbst schuld ist am russischen Überfall, dem 1. April nicht traut, dann muss etwas dran sein. Dann stimmt es wohl, dass der 1. April unheimliche Kräfte hat, sei es, weil der Überlieferung zufolge Luzifer an diesem Tag zur Hölle fuhr, sei es, weil der Jesus-Verräter Judas am 1. 4. Geburtstag feiert. In jedem Fall gibt es gute Gründe, den 1. April als Tag der bodenlosen Narretei im Geiste Trumps zu feiern.
Apropos: Trump hat auch gesagt, die EU sei gegründet worden, „um die Vereinigten Staaten zu bescheißen“. Kein Aprilscherz, hat er wirklich gesagt. Doof, oder? Jetzt hat er uns Europäer doch noch durchschaut. Vermutlich wird es nicht reichen, ihm Grönland als Entschädigung auszuhändigen. Vielleicht nimmt er ja noch Ostdeutschland mit seinen zartbraun gesprenkelten blühenden Landschaften dazu. Mal abwarten, was Elon Musk in seiner E-Mail an die Europäer schreibt. Wahrscheinlich werden wir alle gefeuert – und warten dann vergebens auf ein erlösendes „April April!“.