Mit dem Abriss der Ringbahnbrücke an der A100 im Berliner Westen ging es schneller als erwartet. Vergangenen Samstag hatten die Arbeiten am Westkreuz mit schwerem Gerät begonnen, vier Tage später melden die Verantwortlichen nun den vorläufigen Abschluss der Rückbauarbeiten. Zu Beginn der Arbeiten hieß es noch, die Abrissarbeiten sollten am Donnerstag beendet sein.
Am Mittwochnachmittag informierten vor Ort am Westkreuz Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) und der technische Geschäftsführer der Autobahn GmbH des Bundes, Dirk Brandenburger, über den aktuellen Stand der Abrissarbeiten.
„Blaupause für Deutschland“
Von einer „Blaupause für Deutschland“ sprach Wegner begeistert, als er die lärmige und staubige Baustelle in Augenschein nahm. Zu Beginn des Pressetermins gegen 15 Uhr hielt sich das letzte Segment am Rand der Brücke noch, ungefähr 30 Meter. Noch in der Nacht solle es fallen, hieß es zu diesem Zeitpunkt. Doch wenige Minuten später, während Wegner sprach, krachte das Bauwerk geräuschvoll ein. Nur der letzte Pfeiler stand noch.
Doch wer denkt, hier herrsche nun freie Fahrt für die darunter liegenden Bahntrassen, macht sich keine Vorstellung von den hohen Schuttbergen, die in den kommenden Tagen und nach den Osterfeiertagen abgetragen werden sollen.
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Es gibt noch viel zu tun: Abrissbagger mit großen Abbruchzangen reißen am Beton, währende andere mit Stahlmeißeln an der Spitze der Baggerarme rhythmisch auf den Beton einhämmern und ihn zerkleinern. Inmitten der Staubwolken kehren Radlader die Reste zusammen, damit sie abtransportiert werden können. Ein großer Sandberg wird nur beiseite geschaufelt. Er soll beim Ersatzneubau der Brücke die Gleise schützen.
Berlin kann Vorbild sein.
Kai Wegner, Regierender Bürgermeister (CDU)
Der poröse Spannstahl, der hier und bei anderen Brücken als Hauptverursacher gilt für die Rissbildung, wird in einem nahen Stahlwerk eingeschmolzen. Auch der Beton kann für Bauzwecke recycelt werden. Ein kleiner Teil der Brücke wurde nicht zertrümmert und als Forschungsobjekt zu einer Fachhochschule gefahren, wie der Direktor der Niederlassung Nordost, Ronald Normann berichtet. Man will daran lernen, Erkenntnisse über Korrosionsvorgänge und Rissbildungen im Spannbeton gewinnen.
Warum ging der Abriss so schnell, ganz entgegen dem Ruf Berlins als Hauptstadt des „Behörden-Ping-Pongs“? Diese Frage wurde laufend gestellt auf dem Termin, und es fanden sich Antworten: „Wir haben einfach telefoniert und leistungsbereite Firmen gefunden“, sagte Ronald Normann. „Wenn es das irgendwo in Deutschland schon mal gegeben hat, dann zeigen Sie es mir“.
Ein kleiner Teil der Brücke wurde nicht zertrümmert und als Forschungsobjekt zu einer Fachhochschule gefahren.
Ronald Normann, Direktor der Niederlassung Nordost Autobahn GmbH
Kai Wegner sieht in dem schnellen Abriss in nicht mal einer Woche ein Vorbild für andere Städte in Deutschland. „Berlin kann Vorbild sein“, sagte der CDU-Politiker – ein Paradebeispiel dafür, „wie es schnell funktioniert“. Wenn alle Beteiligten zusammen an einem Ziel arbeiteten, gebe es auch in Berlin Dinge, die schnell gehen könnten. Die Milliardenbeträge aus dem Sondervermögen Infrastruktur sollten nun möglichst schnell verbaut werden.
Nach jetziger Planung sollen die S-Bahnen unter der Baustelle am 28. April, dem Tag nach dem Ende der Schulferien, wieder fahren. Man komme zügig voran, sagte Dirk Brandenburger. Während an der ehemaligen Ringbahnbrücke noch der Schutt beräumt wirde, geht es an der Westendbrücke ganz in der Nähe weiter. Die Lärmbelastung für die Anwohnerschaft soll sich dort geringer sein. Zudem werde nicht nachts gearbeitet, sagte Brandenburger. Auch Verkehrssenatorin Ute Bonde gab sich zuversichtlich, dass die Bahnen nach den Ferien wieder fahren werden.
Die Ringbahnbrücke war Mitte März komplett gesperrt worden, nachdem sich ein seit langem bekannter Riss bedrohlich vergrößert hatte. Auch die nördlich gelegene Westendbrücke wurde gesperrt, einige Tage später auch die S-Bahntrasse, auf der täglich rund 50.000 Menschen unterwegs sind. Beide Bauwerke werden neu gebaut.