Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev hat die Teilnahme des russischen Botschafters Sergej Netschajew an einer Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Schlacht auf den Seelower Höhen scharf kritisiert. Dass Netschajew dabei das Sankt-Georgs-Band getragen habe, ein russisches Militärabzeichen, sei „eine klare Verhöhnung der Opfer – der Opfer von vor 80 Jahren und der Opfer von heute“, sagte Makeiev der Deutschen Presse-Agentur.
Makeiev sieht Relativierung russischer Kriegsverbrechen
Er verwies darauf, dass bei den russischen Angriffen in Krywyj Rih und Sumy zuletzt 55 Zivilisten, darunter 11 Kinder, getötet worden seien. „Der Mann mit der Georgsschleife steht für den Staat, der die alleinige Verantwortung für diese Kriegsverbrechen trägt und sich erlaubt, den künftigen deutschen Bundeskanzler als "Nazi" zu bezeichnen“, sagte Makeiev. „Wer mit ihm an der Gedenkfeier teilnimmt, lässt sich instrumentalisieren und relativiert Russlands heutige Kriegsverbrechen.“
Netschajew hatte am Mittwoch an dem Gedenken auf den Seelower Höhen östlich von Berlin teilgenommen. Dort fielen bei einer größten Schlacht des Kriegs auf deutschem Boden rund 33.000 Soldaten der Roten Armee, sowie 16.000 deutsche und 2.000 polnische Soldaten. Das Auswärtige Amt hatte vor der Gedenkveranstaltung in einer Handreichung an Länder, Kommunen und Gedenkstätten davon abgeraten, die Teilnahme von Vertretern von Russland und Belarus bei Gedenkveranstaltungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs zuzulassen. Netschajew wurde zwar nicht aktiv von den Veranstaltern eingeladen, aber auch nicht an der Teilnahme gehindert, sondern freundlich begrüßt.
Georgs-Band in Ukraine verboten
Das Sankt-Georgs-Band hat sich ab 2005 in Russland zum wichtigsten Symbol für den sowjetischen Sieg über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg entwickelt. Zunehmend bedeutet das orange-schwarze Band aber auch Unterstützung für den Kurs von Präsident Wladimir Putin. Deswegen ist das Symbol in der Ukraine verboten, andere Staaten der früheren Sowjetunion schränken die Verwendung ein. Historisch geht das Band auf den militärischen Verdienstorden des Heiligen Georg im Zarenreich zurück, die Sowjetunion führte es im Krieg 1942 wieder ein.
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Medwedew bezeichnete Merz als „Nazi“
Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew hatte den wahrscheinlich künftigen Kanzler Friedrich Merz am Montag als „Nazi“ bezeichnet, nachdem der CDU-Chef sich offen für eine Lieferung der Marschflugkörper Taurus an die Ukraine gezeigt und erklärt hatte, dass eine Zerstörung der Krim-Brücke der Ukraine nutzen könnte. „Überleg zweimal, Nazi!“, schrieb Medwedew, der heute Vizechef des russischen nationalen Sicherheitsrates ist, auf der Plattform X.
© dpa-infocom, dpa:250416-930-445808/2
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