Die Nachricht, dass das Auswärtige Amt seine Reisehinweise für die USA aktualisiert hat, löst bei deutschen Reiseveranstaltern wenig Begeisterung aus. Nach mehreren Festnahmen von Deutschen bei der Einreise warnt das Ministerium auf seiner Website, dass Vorstrafen in den USA, falsche Angaben zum Aufenthaltszweck oder eine auch nur geringfügige Überschreitung der Aufenthaltsdauer zur Festnahme, Abschiebehaft und Abschiebung in den USA führen können.
„Wir gehen davon aus, dass das negative Auswirkungen haben wird“, sagt ein Sprecher des Münchner Bildungsreisen-Veranstalters Studiosus. Das genaue Ausmaß könne er noch nicht beziffern. Doch die Buchungszurückhaltung der Kunden sei zu spüren, seitdem Donald Trump im Weißen Haus sitze und sich negative Nachrichten häufen. Studiosus-Reisende gingen nicht davon aus, dass sie selbst von Abschiebehaft betroffen sein könnten. Aber sie reagierten „sensibel auf politische Entwicklungen“.
Das politische Interesse deutscher USA-Touristen ist keine Eigenschaft, die nur für Studiosus-Kunden gilt. Die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) hat für ihre aktuelle Analyse erstmals erhoben, inwiefern die Bundesbürger die Wahl ihres Urlaubslandes von der politischen Situation vor Ort abhängig machen. Bei Menschen, die sich für eine USA-Reise interessieren, stimmten lediglich 26 Prozent der Aussage zu: „In meinem Urlaub will ich einfach nur Urlaub machen, die sozialen und politischen Probleme des Landes interessieren mich nicht“ – das ist deutlich weniger als in der Gesamtbevölkerung (37 Prozent). Friedricke Kuhn von der FUR vermutet, dass diejenigen, die in den USA im Urlaub waren oder es planen, tendenziell aus gehobenen sozialen Schichten stammen und sich eher für Politik interessieren als die Gesamtbevölkerung.
Der Reiseveranstalter Dertour ist in Deutschland Marktführer für USA-Reisen. Laut Jan Frankenberg, Director Fernreisen bei Dertour Deutschland, sind die Frühbucher-Geschäfte im Herbst noch gut gelaufen, aktuell gebe es aber eine Zurückhaltung bei USA-Neubuchungen. „Ein Grund dafür ist die Währungsentwicklung – und die politische Entwicklung wird sicherlich auch dazu beitragen“, so Frankenberg. Dennoch ist er überzeugt, dass die Vereinigten Staaten für viele Deutsche ein Sehnsuchtsziel bleiben.
Auch beim Reiseveranstalter Tui zeigt man sich noch optimistisch. „Wir erkennen keinen Grund, warum nicht weiter von einem guten Reisejahr in die USA ausgegangen werden kann“, sagt ein Tui-Sprecher. Wer in die Vereinigten Staaten reisen wolle, treffe diese Entscheidung sehr bewusst und werde jetzt nicht auf einmal auf Brasilien oder Mexiko umschwenken.
Vielleicht aber auf ein anderes Land in Nordamerika? Der auf US-Reisen spezialisierte Anbieter America Unlimited freut sich jedenfalls über einen nie dagewesenen Boom bei Kanada-Reisen und verzeichnet ein Buchungsplus von mehr als 100 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. USA-Reisen würden hingegen nicht mehr so gut laufen. Im Januar hätten die Buchungen fünf Prozent unter Vorjahr gelegen und seien in den vergangenen Wochen weiter zurückgegangen. „Auf Verbrauchermessen und in den sozialen Netzwerken bekommen wir mittlerweile eine Flut negativer Kommentare“, sagt Geschäftsführer Timo Kohlenberg. Die Verschärfung der Reisehinweise für die USA halte er dennoch für überzogen. „Die Festsetzung deutscher Staatsbürger hat es auch früher schon gegeben, ohne dass das Auswärtige Amt gleich seine Sicherheitshinweise angepasst hat“, sagt Kohlenberg. Für das derzeit rückläufige US-Reisegeschäft sei die aktuelle Reaktion natürlich wenig hilfreich.