Eckart von Hirschhausen ist ein Mann, der seine Träume tatsächlich verwirklicht. Das macht ihn vielleicht noch mehr zum Vorbild als sein Engagement für den Klimaschutz und allgemein ein gesundes Leben.
Vor einigen Jahren füllte der Moderator, der in Zehlendorf aufgewachsen ist, die Waldbühne und unterhielt 10.000 Zuschauer unter dem Titel „Medizin und Magie“ mit Zauberei. Er hat offensichtlich schon früh gelernt, groß zu denken und nach den Sternen zu greifen. Am 31. März bespielt er nun zusammen mit zwei befreundeten Musikern den Kammermusiksaal der Philharmonie. In einem musikalischen Kabarett mit dem Titel „Musik macht glücklich – und rettet die Welt“ will er dort Soundbeispiele aus der Natur vorstellen.
Als Jugendlicher habe er in der Philharmonie großartige Konzerte erleben dürfen, von den Philharmonikern bis zum Jazz-Geiger Stephan Grapelli mit dem Bach-Doppelkonzert, erinnert er sich. Für ihn seien das unvergessliche Erlebnisse gewesen. Dass er selbst einmal in diesen heiligen Hallen auftreten würde, könne er noch gar nicht so richtig glauben: „Ich empfinde es als eine unfassbare Ehre und Freude.“
Beim Hören haben wir ja außer unserem Atem keinen großen CO₂-Ausstoß.
Eckart von Hirschhausen
Am Rande hat dieser Einsatz sogar ebenfalls mit Klimaschutz zu tun. „Beim Hören haben wir ja außer unserem Atem keinen großen CO₂-Ausstoß. Wir können im Kopf einmal um die Welt reisen, ohne dabei viel Kerosin, Kalorien oder Kryptowährungen zu verballern“, gibt er zu bedenken. „Es ist also das Gegengift dazu, aus Frust und Einsamkeit das Internet leer zu kaufen.“
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Mit dem Pianisten Christoph Reuter verbinden ihn rund 20 Jahre gemeinsamer Bühnenauftritte. Dass er scheinbar mühelos mitten aus einem klassischen Stück in eine Jazz-Improvisation und wieder zurück wechseln kann, fasziniert Hirschhausen besonders.
Der Regenwald als Orchester
Mit der Geigerin Mareike Neumann, die für ihr Projekt „Bach by Bike“ schon mal einen Opus Klassik gewonnen hat, will er darüber sprechen, wie das „Orchester des Wandels“ Nachhaltigkeit und Musikgenuss verbindet.
Die Soundbeispiele aus der Natur stammen aus dem „Orchester der Tiere“ des amerikanischen Musikers und Klangforschers Bernie Krause. Der habe für sein Projekt vom Ursprung der Musik in der Natur Jahrzehnte damit verbracht, mit Mikrofonen einzigartige Klang-Landschaften zu sammeln. Lausche man dem komplexen Zusammenspiel der Töne in einem Regenwald, werde die Parallele zu einem Orchester lebendig.
Naturklänge abseits vom Alltagslärm
Bei der Recherche für das Programm haben Hirschhausen Klänge, die er noch nie zuvor gehört hat, besonders beeindruckt. Ein lebendiges Korallenriff zähle dazu, das prickelt und vibriert, während das tote Riff nur noch ein trauriges leeres Wellenrauschen von sich gebe: „Mit den Naturklängen im Programm möchte ich daran erinnern, wie die ganze Welt um uns herum voller Klang ist, sobald wir den Lärm des Alltags hinter uns lassen.“
Für den Schutz der planetaren Gesundheit engagiert sich der Glücksdoktor, wie er sich manchmal auch nennt, mit seiner 2020 gegründeten Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen“. In diesem Zusammenhang spielt nach seiner Überzeugung neben anderen Faktoren die Musik ebenfalls eine große Rolle.
Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit
Es brauche Stimmen aus der Medizin, die zeigen, welche Bedeutung die Luft, die wir atmen, hat. Das Wasser zum Trinken, die Pflanzen zum Essen, erträgliche Temperaturen und ein friedliches Miteinander zählten auch dazu.
Zu den großen Schutzfaktoren für die psychische Gesundheit zählen nach seiner Auffassung vor allem auch positive Gemeinschaftserlebnisse, Selbstwirksamkeit, Humor und eben Musik. „Eigentlich müsste es den Abend in der Philharmonie auf Kasse geben“, witzelt er. Für die gesundheitsfördernde Kraft der Musik hat der Mediziner ein großes Beispiel parat.
Singprojekte in Grundschulen
Beethoven habe sich mit der Pastorale direkt auf sein Naturerleben bezogen. Und er sei für ihn auch ein Vorbild, was Resilienz, seelische Widerstandskraft, angehe: „Als er zunehmend seinen Hörsinn verlor und darüber sehr an seinem Leben verzweifelte, hielt ihn die Musik, die er in sich spürte, am Leben.“
Deshalb engagiert sich der Moderator auch für Singprojekte in Grundschulen, denn je früher im Leben man mit dieser Kraft in Verbindung komme, desto tiefer könne sie einen im Leben begleiten.
Der Auftritt
„Musik macht glücklich – und rettet die Welt“ am 31. März, 20 Uhr, im Kammermusiksaal der Philharmonie.
Eckart von Hirschhausen mit Christoph Reuter am Klavier und Mareike Neumann, Violine.
Tickets: Konzertdirektion Hans Adler, Auguste-Viktoria-Straße 64, Telefon 030-8264727 oder online über musikadler.de.
Dazu fällt ihm auch noch eine Studie ein, in deren Rahmen 75-Jährige, die vorher nie ein Instrument gespielt hatten, Klavierstunden bekommen haben. Innerhalb von einem Jahr habe sich deren Hirn um zwei Jahre verjüngt: „Diese Effekte sind stärker als viele Medikamente.“
Da spricht der Wissenschaftler auch aus eigener Erfahrung. Er hat selbst immer gerne gesungen, vom Kinderchor über das Weihnachtsoratorium in Schlachtensee bis zum Lagerfeuer mit Gitarrenbegleitung. Ob seine Überzeugung wohl von manchen Fußball-Fans geteilt wird? Jedenfalls glaubt er sanft ironisch, dass viele Männer nur für die Fangesänge ins Stadion gehen.
Auf die Frage, bei welcher Musik er Gänsehaut bekommt, antwortet er wieder mit einem Witz: „Am verlässlichsten bekomme ich Gänsehaut durch das Aneinanderreiben von Styropor.“ Ob er, wie einst in der Waldbühne, sein Publikum auch in der Philharmonie zum Mitsingen stimulieren wird, will er allerdings noch nicht verraten: „Lassen Sie sich überraschen.“
Hat er denn zum Schluss noch einen Tipp, wie man auf wirklich gesundheitsfördernde Art Musik in den Alltag integrieren kann? Da lässt sich Hirschhausen nicht lange bitten: „Mehr tanzen! Ist auch der beste Schutz gegen Alzheimer. Egal zu welcher Musik.“ Außerdem empfiehlt er, neugierig zu bleiben, auf neue Klänge, neue Rhythmen, neue Moves. Die könne man in Berlin an jeder Ecke und zu jeder Uhrzeit erleben. Und er nennt den Vorteil des Großstadtlebens gleich dazu: „Es guckt auch keiner doof, also was hält uns zurück?“