Die Mehrheit der Bundesbürger bewertet die Infrastruktur zunehmend kritisch und hofft auf Verbesserungen in der neuen Legislaturperiode. „Mehr als zwei Drittel nehmen dafür auch Schulden in Kauf“, heißt es im „Mobilitätsmonitor 2025“, den das Umfrageinstitut Allensbach im Auftrag der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) erstellt hat.
Das von Union und SPD beschlossene Sondervermögen von 500 Milliarden Euro wird also auch deshalb gutgeheißen, weil der Verdruss, vor allem über den Schienenverkehr, so groß ist wie noch nie. Neben der Bahn finden die Bürger das Bildungssystem besonders schlecht.
„Eine Trendwende zeichnet sich beim Interesse an Elektroautos ab – für rund ein Viertel käme heute der Kauf eines E-Autos infrage“, hieß es bei der Vorstellung des Monitors. Gleichzeitig wird der Klimawandel als weniger relevant eingeschätzt. „Seit 2023 ist der Anteil der Menschen, die sich davon bedroht fühlen, von 45 auf 36 Prozent gesunken.“
Die Menschen fordern Strukturreformen, eine effiziente Verwaltung, konsequente Digitalisierung und die Förderung neuer Technologien.
Jan Wörner, Präsident von Acatech
Internationale Krisen, die wirtschaftliche Flaute sowie der hohe Investitionsbedarf schwächten das Bewusstsein für die Bedrohung durch den Klimawandel, führt Allensbach als Erklärung aus.
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„Die Menschen fordern Strukturreformen, eine effiziente Verwaltung, konsequente Digitalisierung und die Förderung neuer Technologien“, kommentierte Acatech-Präsident Jan Wörner die Ergebnisse der Befragung von rund 1300 Personen. „Modernisieren statt nur reparieren: Das muss Deutschlands Anspruch sein.“ Investitionen und Strukturreformen müssten zusammen gesehen werden.
Die Infrastruktur wird zunehmend zum Ärgernis. „Staus, Zugausfälle, marode Brücken und Straßen, rückständige digitale Netze prägen leider den Alltag vieler Menschen“, sagte Allensbach-Chefin Renate Köcher.
Bei den jährlichen Umfragen für den Mobilitätsmonitor sank seit 2021 das Interesse an Elektroautos. Jetzt deutet sich eine Wende an: In den letzten zwölf Monaten stieg der Anteil der Personen, die den Kauf eines Stromautos erwägen, von 17 auf 23 Prozent.
Die Mehrheit hat zwar noch immer Vorbehalte gegen ein E-Auto, diese Einwände sind indes geschrumpft, darunter hohe Kosten (minus sieben Prozent), geringe Reichweite (minus fünf Prozent), mangelnde Nachhaltigkeit (minus neun Prozent) und geringe Dichte der Ladenetze (minus neun Prozent).
Dessen ungeachtet gibt es eine wachsende Skepsis über das Einsparpotenzial von CO₂ im Verkehrssektor. „Den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs als Beitrag zum Klimaschutz befürworten zwar noch 59 Prozent, doch das sind zwölf Prozent weniger als im Spitzenjahr 2022“, ergab die Umfrage.
Sauber fahrende Pkw – das erwarten heute weniger Befragte als vor ein paar Jahren
Auch die Erwartungen an alternative Kraftstoffe sinken. Auf Fortschritte durch zum Beispiel Wasserstoff hoffen 50 Prozent, verglichen mit 62 Prozent in den Vorjahren. Ebenso gesunken ist die Erwartung, dass Pkw und Lkw bald sauber fahren: Dass gar keine Benzin- oder Dieselfahrzeuge mehr zugelassen werden, halten nur noch 14 Prozent für realistisch, 2022 waren es 23 Prozent.
71 Prozent der Befragten bewerten das Schienennetz als schlecht bis sehr schlecht. An zweiter Stelle folgt das Bildungswesen mit 61 Prozent negativen Bewertungen. Auch die digitale Infrastruktur (57 Prozent), kommunale Straßen (52 Prozent) und das Gesundheitswesen (51 Prozent) hält die Mehrheit für mangelhaft.
Unzufrieden mit Autobahnen
Den Autobahnen bescheinigen 39 Prozent einen guten oder sehr guten Zustand, allerdings fallen auch hier die Bewertungen seit Jahren. Vor 14 Jahren hielten sechs von zehn Deutschen die Autobahnen für gut. Die größten Probleme: Baustellen (57 Prozent), schlechte Fahrbahnen (47 Prozent) und Staus (43 Prozent).
Auf der Modernisierungsagenda der Deutschen ganz oben stehen indes nicht Verkehrsnetze, sondern die Verwaltung und der Wirtschaftsstandort. 63 Prozent wünschen sich effizientere Ämter und Behörden, hat Allensbach ermittelt.