Die Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse sind da. Eine siebenköpfige Jury wählte 15 Titel in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung aus, eingereicht worden waren 506 Werke. In der Kategorie Belletristik ist, das ist wohl am wenigsten überraschend, Christian Kracht mit seinem kommende Woche erscheinenden Roman „Air“ (Kiepenheuer & Witsch) nominiert. Außerdem ist der österreichische Autor Wolf Haas: „Wackelkontakt“ (Hanser) dabei, Esther Dischereit ist mit „Ein Haufen Dollarscheine“ (Maro Verlag) und Kristine Bilkau mit „Halbinsel“ (Luchterhand) für den Preis im Rennen. Auch die kurdisch-alevitische Schriftstellerin und Künstlerin Cemile Sahin ist mit ihrem Thriller „Kommando Ajax“ (Aufbau) über den Mord auf einer kurdischen Hochzeit nominiert.

Literatur
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Absurd und tragikomisch
Esther Dischereit erzählt in „Ein Haufen Dollarscheine“ eine jüdische Familiengeschichte zwischen 1942 und heute. Eine Herausforderung.
Im Sachbuch steht Maike Albath mit „Bitteres Blau. Neapel und seine Gesichter“ (Berenberg) auf der Shortlist, außerdem Jens Bisky mit „Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934“ (Rowohlt Berlin). Mit „Die Evolution der Gewalt. Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen. Eine Menschheitsgeschichte“ (dtv) von Harald Meller, Kai Michel und Carel van Schaik könnte die Kollaboration eines Evolutionsbiologen, eines Archäologen und eines Historikers ausgezeichnet werden, die auch schon für den Bayerischen Buchpreis nominiert war. Die in Russland geborene Autorin Irina Rastorgueva ist mit „Pop-up-Propaganda. Epikrise der russischen Selbstvergiftung“ nominiert (Matthes & Seitz Berlin), und, passend zum Rilke-Jahr, die Chefin des Literaturarchivs Marbach, Sandra Richter, mit ihrer Biografie: „Rainer Maria Rilke oder Das offene Leben. Eine Biographie“ (Insel).
Der Liste sei „intensive Diskussionsarbeit, beflügelt von der Güte der Entdeckungen“ vorangegangen, so die Jury
In der dritten Kategorie Übersetzung sind folgende fünf Titel nominiert: Olaf Kühl, der aus dem Polnischen den Roman „Kälte“ von Szczepan Twardoch (Rowohlt Berlin) übersetzte. Außerdem Lilian Peter mit ihrer Übersetzung aus dem Amerikanischen von „Angst vorm Fliegen“ von Erica Jong (Ecco), Verena von Koskull übersetzte aus dem Italienischen „Die Eisenbahnen Mexikos“ von Gian Marco Griffi (Claassen), Thomas Weiler übersetzte aus dem Belarussischen: „Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten“ von Ales Adamowitsch, Janka Bryl, Uladsimir Kalesnik (Aufbau). Und Julia Wolf, die aus dem Englischen „Umlaufbahnen“ von Samantha Harvey (dtv) übersetzte. Der Roman war im vergangenen Jahr mit dem Booker Prize ausgezeichnet worden.
2024 war die Autorin Barbi Marković für ihren schräg-surrealistischen Roman „Minihorror“ mit dem Belletristik-Preis ausgezeichnet worden, neben der Übersetzerin Ki-Hyang Lee und Tom Holert für sein Sachbuch „‚ca. 1972‘“. Die Buchmesse in Leipzig findet in diesem Jahr von 27. bis 30. März statt.
In der siebenköpfigen Jury von 2025, bestehend aus Literaturkritikern und Journalisten, sind erstmals Katrin Schumacher, Kais Harrabi, Judith von Sternburg, Zita Bereuter und Thomas Hummitzsch. Weiterhin dabei sind Cornelia Geißler und David Hugendick. Der Nominierungsliste, an der auffällt, dass sie vor allem etablierte Namen und keine Debüts enthält, sei „intensive Diskussionsarbeit, beflügelt von der Güte der Entdeckungen“ vorausgegangen, so die Jury-Sprecherin Katrin Schumacher. Der Preis der Leipziger Buchmesse ist mit 60 000 Euro dotiert und wird im Rahmen der Messe am 27. März verliehen.