Für die Zustandsbeschreibung im deutschen Bobsport reichten den Protagonisten in Lake Placid zwei Worte: „Super“ und „zufrieden“, wahlweise auch „superzufrieden“. Eine Woche nach dem WM-Sieg im Zweier hat sich Bobpilot Francesco Friedrich ebenso im Vierer vor seinem Dauerkonkurrenten Johannes Lochner durchgesetzt. Für Friedrich, 34, ist es der siebte WM-Titel im großen Schlitten und Nummer 16 insgesamt. Der Rivale aus dem deutschen Verband, Lochner, gratulierte im Zielbereich in Lake Placid fair. Laura Nolte führte im Zweier der Frauen gar einen deutschen Dreifacherfolg an.
„Natürlich sind wir superzufrieden“, sagte Cheftrainer René Spies zur deutschen Ausbeute auf der Olympiabahn von 1932 und 1980, auf der es womöglich auch 2026 um die Medaillen geht, sollte es mit der noch in Bau befindlichen Eisrinne in Cortina d'Ampezzo Probleme geben. Die Vormachtstellung des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland (DSB) ist elf Monate vor den Winterspielen jedenfalls groß. Materialtüftelei und Fahrkönnen treffen aufeinander, wie der Umgang mit den zweistelligen Außentemperaturen in Lake Placid und der immer schlechter werdenden Bahn zeigte.
Dass im Bob die mit Abstand größten deutschen Medaillenchancen bei Olympia liegen, hat vor allem mit der Extraklasse Friedrichs zu tun, in dessen Windschatten der Dauerrivale Lochner allerdings hartnäckig bleibt. „Wir haben ganz viele Aufgaben, obwohl erst mal alles super ist und wir alles gewonnen haben“, sagte der für seinen Perfektionismus bekannte Friedrich: „Es geht weiter.“ Der 34-Jährige peilt in Italien seine olympischen Goldmedaillen Nummer fünf und sechs an.
Hoffnung auf den kompletten Medaillensatz für den BSD im Vierer bei den Winterspielen macht zudem, dass in Adam Ammour noch viel Potenzial schlummert. „Es war eine sehr solide Saison“, bilanzierte der 23-Jährige, der in Lake Placid mit seinen drei Anschiebern auf Rang fünf fuhr. Ihm fehlen „noch das athletische Niveau und die Erfahrung“, räumte er ein.
Auch bei den deutschen Frauen sind die Aussichten auf die Winterspiele prächtig. Ein Dreifachsieg gelang im Zweier, angeführt von Peking-Olympiasiegerin Nolte. Die Gesamtweltcupführende brachte mit Deborah Levi ihren Vorsprung nach den ersten beiden Läufen am Freitag sicher ins Ziel und steuerte souverän zu Gold. Die Duos von Kim Kalicki und Titelverteidigerin Lisa Buckwitz komplettierten das deutsche Podium.„Dieser Titel hat uns noch gefehlt“, sagte Nolte, und auch sie verwendete eine der alles zusammenfassenden Formeln: „Wir sind sehr, sehr zufrieden.“ Einzig im Monobob sicherte sich Nolte „nur“ Silber.